Bürokratie nach dem Tod: Ein Leitfaden durch den Papierkram

Wenn du mit dem Tod eines lieben Angehörigen konfrontiert wirst, kommen bürokratische Angelegenheiten und Pflichten auf dich zu, die auf den ersten Blick undurchsichtig erscheinen können. Es ist normal, dass es schwerfällt, in diesem Moment rational zu denken und es scheint keine Zeit für Trauer zu geben. Aber die Trauer um einen geliebten Menschen ist sehr wichtig für die Verarbeitung des Verlusts. Im Internet findest du ausreichend Checklisten, was und wie mit dem Tod eines Angehörigen umzugehen ist. Ich möchte dir zusätzlich Tipps mit an die Hand geben, die dir weiterhelfen, den notwendigen Platz für deine individuelle Trauerverarbeitung zu finden.
Setze dich im Vorfeld mit deinen Eltern und/oder deinem Partner zusammen und besprecht sachlich und realistisch alle Eventualitäten, auch wenn das nicht leicht ist. Dabei ist es hilfreich, sich Vorsorgedokumente anzuschaffen wie Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht, Organspendeausweis, Sorgerechtsverfügung und auch ein Testament. Die Patientenverfügung ist vor allem dann hilfreich, wenn dein Angehöriger ins Krankenhaus eingeliefert wird und selbst nicht mehr in der Lage ist Entscheidungen zu treffen. Dann kannst du in Absprache mit den Ärzten bestimmen, ob unnötige Untersuchungen überhaupt noch stattfinden sollen oder dein Angehöriger in Ruhe gehen darf.
Du kannst dich zu den einzelnen Vorsorgedokumenten in den verlinkten Blogbeiträgen oder unter meine-vorsorgedokumente.de informieren. Dadurch hast du die Möglichkeit, die individuellen Wünsche deines Angehörigen festzuhalten.
Tritt der Fall ein und ein naher Angehöriger stirbt, gibt es notwendige Schritte zu gehen.
1. Den Arzt kontaktieren
Zu allererst musst du einen Arzt verständigen. Da gibt es im ersten Moment zwei Möglichkeiten. Stirbt dein Angehöriger zu Hause, verständigst du deinen Hausarzt oder den ärztlichen Notdienst. Ist dein Angehöriger im Krankenhaus oder Pflegeheim verstorben, übernimmt die jeweilige Einrichtung die Verständigung des Arztes. Dieser muss den Verstorbenen untersuchen, den Todeszeitpunkt und die Todesursache feststellen. Anschließend kann der zuständige Arzt nach der festgesetzten Verweildauer den Totenschein ausstellen. Dieser ist für das weitere Verfahren absolut notwendig.
Tipp: Hab die Telefonnummer des Hausarztes deines verstorbenen Angehörigen parat.
2. Angehörige informieren
Informiere deine nahen Verwandten und enge Freunde über den Verlust deines lieben Angehörigen. Je nachdem könnt ihr euch im engsten Familienkreis beraten, das weitere Vorgehen besprechen und euch gegebenenfalls unterstützen lassen. Des Weiteren ist es auch sinnvoll zeitnah deinen eigenen Arbeitgeber zu informieren, denn in der Regel bekommst du für den Tod eines nahen Angehörigen Sonderurlaub, um alles regeln zu können.
Tipp: Informiere nur die engsten Angehörigen persönlich (über ein Telefonat) und beauftrage davon jemanden die restlichen nahestehenden Personen zu kontaktieren.
3. Die Notwenidgen Dokumente vorbereiten
Um den dritten Schritt zu vereinfachen, solltest du im Vorfeld das Thema "Sterben" mit deinen Angehörigen besprechen. In den nächsten Tagen benötigst du alle wichtigen Dokumente wie:
- Totenschein
- Sterbeurkunde (selbst beantragen oder durch das Bestattungsunternehmen)
- Geburtsurkunde des Verstorbenen
- Personalausweis oder Reisepass des Verstorbenen
- Versicherungs- und Bankunterlagen
- Individuelle Urkunden (z.B. Heiratsurkunde, Scheidungsurteil, Sterbeurkunde des Ehepartners)
- Wenn vorhanden, auch sämtliche Verfügungen des Verstorbenen
Es ist empfehlenswert, sich vorab mit deinen Angehörigen einen sicheren, aber zugänglichen Ablageort zu überlegen, damit du nicht lange nach den Dokumenten suchen musst.
Ich habe auch Verfügungen erwähnt. Darunter verstehe ich sämtliche Vorsorgedokumente, die ich schon zu Beginn meines Beitrags erwähnt habe. Sind Vorsorgevollmacht, Organspendeausweis, Sorgerechtsverfügung und/oder Testament vorhanden, können dir diese bei den noch zu treffenden Entscheidungen helfen.
4. Die Bestattung
Der nächste Schritt für dich ist, einen Bestatter zu beauftragen. Da in Deutschland die Friedhofspflicht besteht, musst du zudem auch die jeweilige Friedhofsordnung beachten. Im Normallfall ist das Bestattungsunternehmen über die jeweiligen Friedhofsordnungen informiert, d.h. du musst dich nicht weiter darum kümmern. Je nachdem, wie du den Service annehmen möchtest, bieten manche Bestattungsunternehmen an, die Sterbeurkunde beim zuständigen Standesamt zu beantragen und geben auch bei der Krankenkasse und Rentenversicherung des Verstorbenen Bescheid. Des Weiteren leitet dich das Bestattungsunternehmen durch sämtliche Entscheidungen bzgl. der Bestattung.
Welche Bestattungsart möchtest du wählen? (Erdbestattung, Feuerbestattung, Seebestattung, Naturbestattung, Baumbestattung, anonyme Bestattung) Welcher Sarg und weitere Utensilien sollen für die Bestattungsart verwendet werden? Möchtest du ein Sterbebild? Möchtest du eine Traueranzeige in der Zeitung veröffentlichen? Ist Blumenschmuck gewünscht? Wo soll die Bestattung stattfinden? Etc. Anschließend werden dir auch Fragen gestellt, die sich um das Gestalterische kümmern. Sprüche, Bilder, Anordnung, Schriftart etc.
Eine Kann-Option ist die Organisation einer Trauerfeier im Rahmen deiner Konfession. Dementsprechend ist eine Benachrichtigung des für dich zuständigen Geistlichen notwendig. Dieser unterstützt dich als Seelsorger und ist für ein Trauergespräch da. Die notwendigen Dienste für eine Trauerfeier kontaktiert der jeweilige zuständige Verantwortliche.
Bist du konfessionslos kannst du eine weltliche Trauerfeier mit einem nichtkirlichen Trauerredner organisieren.
5. Versicherungen informieren
Dies ist ein wichtiger Schritt, denn wenn eine Lebensversicherung und/oder eine Sterbegeldversicherung vorhanden ist, müssen Sie den Versicherer sofort informieren. Bei einem Unfall mit Todesfolge ist die Unfallversicherung ebenfalls schnellstmöglich zu kontaktieren. Anderen Versicherungen erlöschen mit dem Tod oder gehen an die Erben über.
Ein Tipp ist, dass Sie sich einen Ordner mit allen Versicherungen zusammenlegen. Bestenfalls besteht dieser Ordner von Ihrem verstorbenen Angehörigen schon und Sie können darauf zurückgreifen. Telefonieren Sie alle Versicherungen ab, um das weitere Vorgehen mit den einzelnen Versicherungen besprechen zu können.
6. Verträge kündigen
In diesem Schritt geht es darum, Verträge zu kündigen und umzumelden, die der Verstorbene während seines Lebens abgeschlossen hat. Dazu gehören Mietverträge, Verträge für Energie- und Wasserversorgung, Telefon-, Internet- und Mobilfunkverträge sowie Bankkonten und Abos von Zeitungen, Zeitschriften und Vereinen. Wenn Sie im gleichen Haushalt wie der Verstorbene leben, müssen diese Verträge auf Sie umgemeldet werden.
Außerdem müssen Sie sich um das Handy und die Social Media Profile des Verstorbenen kümmern, da diese passwortgeschützt sind und verwaltet oder aufgelöst werden müssen.
Es empfiehlt sich, einen Ordner anzulegen, in dem alle Verträge und Passwörter gesammelt werden. Wenn Sie vermuten, dass der Verstorbene weitere Konten oder Verträge hatte, müssen Sie die entsprechenden Unternehmen kontaktieren und über den Tod informieren, um die Profile löschen zu lassen.
7. Sorgerechtsverfügung und Antrag auf hinterbliebenenrente
Als Hinterbliebener des Verstorbenen hast du die Möglichkeit, Hinterbliebenenrente zu beantragen. Wenn du der verwitwete Ehepartner bist, musst du einen Antrag auf Witwenrente stellen. Wenn du ein anspruchsberechtigtes Kind bist, kannst du Halbwaisen- oder Waisenrente beantragen. Dadurch kannst du finanzielle Unterstützung erhalten und den fehlenden Unterhalt ausgleichen.
Wenn das Kind Vollwaise ist und minderjährig, muss die Frage des Sorgerechts geklärt werden. Wenn du dich im Vorfeld damit auseinandergesetzt hast, kannst du einen Erziehungsberechtigten für dein Kind vorschlagen.
Um diese Anträge zu stellen, benötigst du die Sterbeurkunde und gegebenenfalls die Heiratsurkunde und/oder Geburtsurkunden der Kinder. Wenn du bestimmen möchtest, wer das Sorgerecht für dein Kind erhält, musst du eine Sorgerechtsverfügung aufsetzen.
8. Der Nachlass
Für diesen Schritt müssen Sie sich um den Nachlass des Verstorbenen kümmern. Wenn ein Testament vorhanden ist, müssen Sie es dem zuständigen Nachlassgericht sofort vorlegen. Falls das Testament bereits vom Gericht verwahrt wird, müssen Sie lediglich den Tod des Angehörigen melden. Anschließend können Sie einen Erbschein beantragen, den das Finanzamt benötigt, um den rechtmäßigen Erben nachzuweisen. Falls kein Testament vorhanden ist, gilt die gesetzliche Erbfolge.
Bei diesem komplexen Thema können Sie sich von den zuständigen Behörden in Fragen des Erbrechts und Steuerrechts beraten lassen.
Wenn der Verstorbene in einer Einrichtung gelebt hat, können Sie sich mit der Heimleitung in Verbindung setzen, um die Räumung der Räumlichkeiten zu organisieren.
Tipp 8: Gehen Sie verantwortungsvoll mit dem Erbe um und informieren Sie sich im Vorfeld über die möglichen Konsequenzen. Vermeiden Sie unnötige Streitigkeiten, indem Sie die Erbverhältnisse klären. Auch wenn dies in manchen Fällen schwierig sein kann.
Zusammenfassung
Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer eine schwierige und emotional herausfordernde Situation. Zusätzlich dazu müssen jedoch auch verschiedene praktische Angelegenheiten geregelt werden, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. In diesem Blogbeitrag wurden acht Schritte aufgezeigt, die dabei helfen können, diese Angelegenheiten zu bewältigen:
- Benachrichtige die Behörden und relevanten Stellen über den Tod der Person.
- Plane die Beerdigung und die Trauerfeier.
- Überprüfe die Versicherungen und melde den Tod an.
- Verwalte die Finanzen der verstorbenen Person und kontaktiere das Finanzamt.
- Sichere wichtige Dokumente und Unterlagen.
- Kündige und melde die Verträge und Bankkonten.
- Beantragen die Hinterbliebenenrente und regel das Sorgerecht für Kinder.
- Regel den Nachlass und Erbe des Verstorbenen.
Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um diese Schritte gründlich und sorgfältig zu durchlaufen, um potenzielle Schwierigkeiten und Komplikationen in der Zukunft zu vermeiden.
Lade dir jetzt hier deine Checkliste zum ausdrucken herunter.
Quelle: https://www.meine-vorsorgedokumente.de/ratgeber-seite/checkliste-todesfall 05.03.2023